Kulturhaus Oswald von Wolkenstein

Kulturhaus Seis

Kulturhaus Seis | Foto: Jaider Martina

Das Kulturhaus „Oswald von Wolkenstein“, ein traditionelles, funktionell vielseitiges Haus, ist kultureller und gesellschaftlicher Mittelpunkt von Seis.
Ein Haus, offen für alle, mit neuester, höchster technischer Ausstattung, lässt nur wenig oder gar keine Wünsche offen.
Die ersten Gespräche wurden im Juni des Jahres 1974 geführt. Weil der bisherige provisorische Kindergarten längst nicht mehr den Erfordernissen entsprach, wurde auf einer Elternversammlung das Projekt eines neuen Kindergartens ins Auge gewaßt. Ein Kindergartenkomitee wurde gebildet und Pfarrer Artur Werth zum Vorsitzenden gewählt. Architekt Oskar Schgaguler aus Seis erstellte ein Projekt.
Inzwischen ergab sich aber ein ganz neuer Gesichtspunkt. Die Vereine nahmen die Gelegenheit wahr, gleichzeitig ein Vereinshaus zu verwirklichen.

So wurde am 27. April 1976 die Genossenschaft „Oswald von Wolkenstein“ m.b.H. gegründet „zum Zwecke der Errichtung und Führung eines deutschsprachigen Kindergartens und eines Mehrzwecksaales“.

Als Gründungsmitglieder gehören der Genossenschaft an:

  • Egger Josef sen.
  • Egger Josef jun.
  • Erlacher Manfred
  • Goller Georg, Gröber Ludwig
  • Kritzinger Ludwig
  • Pardeller Siegfried
  • Rabanser Paul
  • Dr. Rungger Heinz
  • Schiner Margareth
  • Seebacher Ludwig
  • Trocker Ida
  • Trocker Oswald
  • Trojer Paul
  • Trojer Rita
  • Arch. Schgaguler Oskar
  • Pfarrer Werth Artur

In einer Bürgerversammlung am 9. Juli 1976 wurde das daraufhin neu erstellte Projekt vorgestellt und besprochen. Der Kostenvorschlag betrug 746 Millionen Lire.
In der entscheidenden Sitzung am 30. Juli 1976 beschloss der Gemeinderat von Kastelruth, den Baugrund zu kaufen, einen einmaligen Beitrag von 58 Mill. Lire sowie einen jährlichen Beitrag von 44 Millionen auf 10 Jahre zu gewähren. Damit war die Finanzierung des ersten Bauloses gesichert. Laut einer Vereinbarung zwischen der Gemeinde und der Genossenschaft „ Oswald von Wolkenstein“ soll der gesamte Bau nach Fertigstellung an die Gemeinde Kastelruth übergeben und die Genossenschaft mit der Führung betraut werden.
Nachdem die Raiffeisenkasse Kastelruth sich bereit erklärt hatte, einen besonders günstigen Kredit zu gewähren, konnte man an die Verwirklichung schreiten.

Nach der Erteilung der Baubewilligung durch die Gemeinde Kastelruth kam am 13. August 1976 der erste Bagger zum Bauplatz um Rohre zu verlegen.
Am 18. August wurde mit den eigentlichen Aushubarbeiten begonnen, welche von der Firma Goller Erben, Seis, kostenlos durchgeführt wurden. So wie auch das Projekt und die Bauleitung durch Architekt Schgaguler kostenlos waren.
Die Bauarbeiten wurden an die Baufirma Vanzo Franco aus Seis übergeben. Vor Wintereinbruch gelang es noch, die Fundamente des Kulturhauses zu gießen und die Kellermauern zu erstellen.
Im April/Mai 1977 wurde die erste Decke über dem Kellergeschoß gegossen.
Am 22. Mai 1977 fand unter Teilnahme der Bevölkerung und zahlreicher Behörden die feierliche Grundsteinlegung durch Landesrat Dr. Hans Rubner statt. Im Grundstein, dessen Segnung von Pfarrer Artur Werth vorgenommen wurde, wurde zusammen mit Münzen eine Urkunde eingemauert, auf der unter anderem steht:

„Wenn der Herr das Haus nicht baut, bauen die Bauleute umsonst“

Die Bauarbeiten gingen nun rasch voran. Im Juni/Juli wurden bereits die Decken gegossen; im August begann man mit der Erstellung der Trennwände. Durch die ermutigende Mithilfe der Landesregierung einerseits und der Bevölkerung andererseits, gelang es, manchen toten Punkt in der Finanzierung zu überwinden. Verschiedene Initiativen, wie eine Bausteinaktion, wozu von Prof. Oskar Wiedenhofer ein „Oswald v. Wolkenstein“ Bild gestiftet wurde, der Verkauf von Briefmarken mit einem Sonderstempel anlässlich der 600-Jahr-Feier Oswalds von Wolkenstein, ein Südtiroler Abend in München, ein Zeltfest, die Geschäftsanteile der 171 Genossenschaftsmitglieder, verschiedene Spenden sowie eine Beitragszusicherung der „Stillen Hilfe“ und nicht zuletzt das Entgegenkommen der einheimischen Handwerker halfen mit, dass der Bau zumindest ohne Unterbrechung fortgesetzt werden konnte. Im August 1977 wurde von der Firma Buchacher aus Hermagor/Kärnten die Dachkonstruktion in Holzleimbinder erstellt. Im Herbst war bereits alles unter Dach. Die weiteren am Bau beteiligten Firmen sind an anderer Stelle angeführt.

Die erste Veranstaltung im noch nicht ganz fertig gestellten Kulturhaus konnte bereits am 11. Juni 1978 über die Bühne gehen.
Es war dies das 11. Bundessingen des Südtiroler Sängerbundes. Der Bau ist verhältnismäßig rasch verwirklicht worden und zu einem guten Teil bereits finanziert. Aber wie wohl bei allen ähnlichen Unternehmen bleibt noch ein bedeutender Rest ungedeckt. Daher sind die Bürger, die Gemeinde, die Landesregierung, Freunde und Gönner zu weiterer tatkräftiger Mithilfe aufgerufen.